Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet
Ende Juni fand in Singapur der diesjährige Weltkongress für Nephrologie unter der Schirmherrschaft der International Society of Nephrology statt. Im Rahmen des Kongressthemas Transplantation wurde Dr. Hansgeorg Müller für die Forschungsarbeit, die er während seiner Dissertation an der Klinischen Abteilung für Nephrologie durchgeführt hat, mit dem Young Scientist Award ausgezeichnet.
Vom 26. bis 30. Juni trafen sich in Singapur Mediziner aus aller Welt zum Weltkongress für Nephrologie, der diesmal von der International Society of Nephrology gemeinsam mit der Asian-Pacific Society of Nephrology und der Singapore Society of Nephrology organisiert wurde. Bei dem alle zwei Jahre stattfindenden Kongress wurde heuer in jedem der sechs Kongressthemen ein Young Scientist Award verliehen. Dazu wurden von den insgesamt circa 2000 angenommenen Abstracts all jene Beiträge, die Teilnehmer unter 40 Jahren eingereicht hatten, entsprechend begutachtet. In der Kategorie Transplantation wurde Dr. Hansgeorg Müller (26) von der Medizinischen Universität Innsbruck ausgezeichnet. Er erhielt den mit 1.500 US Dollar dotierten Preis für die im Rahmen seiner Dissertation durchgeführte Forschungsarbeit über die Effekte des Immunmodulators FTY720 auf die Funktionen humaner dendritischer Zellen. Dieses Projekt entstand in einer intensiven Kooperationsarbeit zwischen den Klinischen Abteilungen für Nephrologie und Allgemeine Innere Medizin an der Universitätsklinik für Innere Medizin und der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie.
Pharmakologische Manipulation dendritischer Zellen: Identifikation bisher unbekannter Wirkungen von immunsuppressiven Medikamenten
Das Verständnis immunsuppressiver Medikamente hat sich traditionell auf Lymphozyten als Hauptangriffszellen des Immunsystems konzentriert. Seit geraumer Zeit ist jedoch bekannt, dass die Funktion von Lymphozyten durch spezialisierte Zellen des Immunsystems die dendritischen Zellen gesteuert wird, welche als besonders effektive professionelle Antigen-präsentierende Zellen eine Schlüsselrolle in der Initiierung einer spezifischen Immunantwort einnehmen. Diese Tatsache hat großes Interesse an der pharmakologischen Manipulation dendritischer Zellen geweckt. Neu gewonnene Erkenntnisse während der letzten Jahre belegen, dass viele der bereits derzeit verwendeten immunsuppressiven Medikamente, wie z.B. Calcineurin-Inhibitoren und mTOR-Inhibitoren, die Aktivierung und die spezialisierten Funktionen dendritscher Zellen beeinträchtigen und somit Immunantworten bereits in ihren Anfängen, noch bevor es zur Lymphozytenaktivierung kommt, beeinflussen. Die Analyse pharmakologischer Effekte auf dendritische Zellen liefert nicht nur neue Einblicke in die Funktionsweise immunsuppressiver Medikamente, sondern eröffnet zudem die Möglichkeit, neue Substanzen zu entwickeln, welche gezielt auf der Ebene der Antigenpräsentation eingreifen, so der junge Mediziner.
Erfolgreiche Forschungszusammenarbeit
FTY720, ein synthetisches Sphingolipid, ist der erste Wirkstoff einer neuen Substanzklasse, die als Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Agonisten bezeichnet werden. Als Migrationshemmer reduziert FTY720 durch das Festhalten (Homing) der Lymphozyten im sekundären lymphatischen Gewebe (Lymphknoten, Peyersche Plaques) die Anzahl der T- und B- Lymphozyten im Blut und im Transplantat - und unterbindet so Schäden am Transplantat durch die T-Zellen. Die jüngsten Fortschritte in der Aufklärung von Sphingolipiden als neu entdeckte Mediatoren im Immunsystem konnten aufweisen, dass diese neben ihren Wirkungen an Lymphozyten auch bei der Regulation von Effektorfunktionen anderer Immunzellen einschließlich der von dendritischen Zellen maßgeblich beteiligt sind, so Dr. Müller, der auch zukünftig wissenschaftlich arbeiten möchte. Mit den nun ausgezeichneten Ergebnissen konnte dabei erstmals gezeigt werden, dass FTY720 Effekte auf kritische Funktionen humaner dendritischer Zellen ausübt, was einen bisher unbekannten Aspekt in der immunsuppressiven Wirkung von FTY720 darstellt. Hansgeorg Müller erhielt bei seinem Forschungsprojekt wichtige Hilfestellung von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, die dank ihrer langjährigen Forschungstradition viel Erfahrung auf dem Gebiet der Immunbiologie dendritischer Zellen besitzt. Die gemeinsame Forschungsarbeit wurde vom Österreichsichen Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF) und vom Medizinischen Forschungsfonds Tirol finanziell unterstützt und in der renommierten Fachzeitschrift European Journal of Immunology publiziert.