Neue Wege für PSA
Die Forschungsgruppe um Prof. Zoran Culig vom Labor der Universitätsklinik für Urologie konnte erstmals zeigen, dass der Tumormarker PSA auch dann produziert wird, wenn in Tumorzellen keine Androgenrezeptoren gebildet werden. Der Coactivator p300 übernimmt dann die Funktion des Androgenrezeptors. Die gemeinsam mit Forschern der Mayo Clinic entstandene Arbeit wurde jetzt in der Zeitschrift Cancer Research veröffentlicht.
Vor über zehn Jahren wurde an der Universitätsklinik für Urologie das PSA-Screening als Vorsorgeprogramm gegen Prostatakrebs bei Männern eingeführt. Das international einzigartige Vorzeigeprojekt mit dem Tumormarker hat die Sterblichkeitsrate bei Prostatakarzinomen in Tirol um 40 Prozent gesenkt. Rund 85 Prozent der Karzinome werden heute in einem so kleinen Stadium entdeckt, dass sie durch eine Operation geheilt werden können. Die Forscher um Prof. Zoran Culig beschäftigen sich mit Prostatatumoren im fortgeschrittenen Stadium, bei denen herkömmliche Therapien wirkungslos sind. Dabei konzentrieren sie ihr Interesse auf den Androgen-Rezeptor, der bei dieser Tumorart eine entscheidende Rolle spielt. Dazu haben sie verschiedene Modelle entwickelt, um die klinische Situation zu simulieren. Eines dieser Modelle, das Grundlage der Habilitation von Doz. Hannes Steiner war, führte die Forscher nun zum Erfolg. Im so genannten LNCaP-IL-6+ Zellmodell werden Krebszellen mit Interleukin-6 behandelt. In späten Kultivierungsphasen wird dabei der Androgenrezeptor nicht mehr exprimiert, erklärt Prof. Culig. Damit konnten wir nun zum ersten Mal zeigen, dass das PSA auch dann hoch reguliert werden kann, wenn der Androgenrezeptor nicht mehr exprimiert wird. Die Forscher lieferten auch gleich die Erklärung dafür: Die PSA-Produktion wird durch eine Überproduktion des Coactivators p300 ermöglicht. Während p300 normalerweise die Androgenrezeptoren stimuliert, übernimmt es in dieser Situation gänzlich deren Funktion, so Zoran Culig. Diese Ergebnisse geben uns neue Einblicke in den Verlauf von Prostatakrebserkrankungen und lassen vermuten, dass Coactivatoren wie p300 in fortgeschrittenen Tumoren eine größere Bedeutung zukommt. Die Wissenschaftler berichten in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Cancer Research über ihre neuen Erkenntnisse. Unterstützt wurde das Projekt von Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank und der Prostate Cancer Foundation.
Enge Zusammenarbeit
Mit den Forschern um Donald J. Tindall von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, mit denen diese Arbeit entstand, verbindet die Arbeitsgruppe um Prof. Zoran Culig eine langjährige und enge Kooperation. Beide Gruppen arbeiten zum fortgeschrittenen Prostatakarzinom und konzentrieren sich dabei auf den Androgenrezeptor. Für uns ist die Zusammenarbeit mit dieser ausgezeichneten Klinik sehr befruchtend, betont Prof. Culig. Wir stehen in sehr engem Kontakt und werden diese Kooperation auch in Zukunft weiterführen. Die Doktorandin Barbara Comuzzi aus der Gruppe Culigs, die entscheidenden Anteil an diesem Forschungsprojekt hatte, schließt dieser Tage ihr Doktoratsstudium ab und wird als Postdoc voraussichtlich an die British Columbia Cancer Agency in Vancouver gehen.