Time is Brain
Nach einem Schlaganfall zählt jede Minute, denn für die optimale Behandlung von SchlaganfallpatientInnen ist die Zeit zwischen Ereignis und Behandlungsbeginn der entscheidende Faktor. Die Universitätsklinik für Neurologie verfügt seit kurzem über eine hochmoderne Schlaganfalleinheit (Stroke Unit) und kann somit eine noch bessere Versorgung für PatientInnen in Tirol gewährleisten.
Der Schlaganfall ist nach Herzerkrankungen und Krebs die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache bleibender Behinderung. Rund 20.000 Österreicherinnen und Österreicher erleiden jährlich einen Schlaganfall, 60.000 leben mit den Krankheitsfolgen. In Tirol erleiden jedes Jahr 2.000 Menschen einen Schlaganfall und derzeit leben circa 6.000 PatientInnen und deren Angehörige mit den Folgen. Ein Viertel der Patienten ist dabei jünger als 65 Jahre. Studien zu Folge ist nach sechs Monaten noch immer nahezu die Hälfte der Patienten halbseitig gelähmt, 22 % können nicht alleine gehen, etwa 20 % haben Sprachstörungen und ein Drittel leidet an Depressionen. Diese Spätfolgen können zum Teil durch eine rasche Erstversorgung vermieden werden. Die Akuttherapie ist daher neben Vorsorge und Rehabilitation ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden Schlaganfallbetreuung.
Moderne Technik und Expertenteam
Eine Stroke Unit ist eine spezielle Überwachungseinheit, in der alle medizinischen, technischen und personellen Voraussetzungen bereitstehen, um so schnell wie möglich eine exakte Diagnose stellen und anschließend umgehend alle notwendigen medizinischen Maßnahmen einleiten zu können, um das Leben und insbesondere die Hirnsubstanz der Patienten zu erhalten. In wissenschaftlichen Untersuchungen und Analysen konnte gezeigt werden, dass durch die Behandlung an einer Schlaganfalleinheit im Vergleich zur Behandlung auf Allgemeinstationen die Sterblichkeitsrate gesenkt und Häufigkeit sowie Grad von Behinderung und Pflegebedürftigkeit nach Schlaganfall signifikant reduziert werden können, betont der Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie, Prof. Werner Poewe, die medizinische Notwendigkeit der Stroke Unit.
Blitzschlag aus heiterem Himmel
Ein Schlaganfall tritt, ähnlich wie der Herzinfarkt, sehr plötzlich auf und entsteht durch den Verschluss einer zum Gehirn führenden Arterie als Folge von Atherosklerose oder durch eine Embolie. Den Patienten wird meist zunächst übel und sie haben sehr schnell zum Teil massive Ausfallserscheinungen, sind gelähmt, können oft nicht mehr sprechen oder sehen und sich im Raum nicht mehr orientieren. Ab diesem Zeitpunkt zählt jede Minute, denn je schneller nun die Behandlung einsetzt, desto größer sind die Chancen, dass keine bleibenden Schädigungen der Hirnsubstanz entstehen und sich die Patienten wieder erholen. Die Stroke Unit an der Innsbrucker Neurologie ist dafür bestens ausgerüstet. Spezielle Diagnose- und Überwachungsgeräte geben dem Team um den Leiter der Einheit, Prof. Johann Willeit, alle modernen Möglichkeiten der Behandlung eines Schlagfalls, wie die Auflösung des Blutgerinsels (Thrombolyse) und die Neuroprotektion. Darüber hinaus können auch gefäßchirurgische und endovaskuläre Eingriffe vorgenommen werden. Neben den Neurologen stehen für die genaue Analyse speziell geschulte Krankenschwestern und -pfleger sowie Ergo- und PysiotherapeutInnen und LogopädInnen zur Verfügung und bilden das sogenannte Stroke Team. Die Schlaganfalleinheit mit ihrer modernen Ausstattung liegt damit nicht nur in Tirol, sondern österreichweit im Spitzenfeld, betont Johann Willeit
Gute Versorgung für Tirol
In nur acht Monaten Bauzeit wurde um rund 2 Millionen Euro die Neurologische Station 1 am Landeskrankenhaus Innsbruck renoviert und ein Teil als abgeschlossene Schlaganfalleinheit konzipiert. Aufgrund steigender Patientenzahlen und der Anforderungen des Krankenanstaltenplanes mussten wir die Bettenanzahl von sechs auf acht erhöhen, wobei durch die räumliche Trennung besonders auf die Patientenbedürfnisse Rücksicht genommen wurde, beschreibt TILAK-Vorstand Dr. Herbert Weissenböck die Grundintention dieses Bauprojektes. Insgesamt sind in ganz Österreich 190 Schlaganfallbetten geplant, 18 davon in Tirol. Neben den acht an der Universitätsklinik für Neurologie werden auch die Bezirkskrankenhäusern Kufstein, Zams und Lienz entsprechend ausgestattet, um zu gewährleisten, dass jeder Patient innerhalb einer halben Stunde eine entsprechende Spezialeinrichtung erreichen kann.