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Lärm macht krank

Bereits zum zehnten Mal wird heute international mit einem „Tag gegen Lärm“ auf die gesundheitsschädlichen Folgen der Lärmbelastung hingewiesen. Die Bedeutung des Lärms wird von vielen nach wie vor unterschätzt. Einschlägige Studien beweisen: Schon bei einem Lärmpegel, den wir in der Regel gar nicht als Lärm empfinden, kommt es zu empfindlichen Veränderungen in unserem Körper.

Die Folgen der Lärmbelastung auf den Körper sind eine nächtliche Ausschüttung des Stresshormons Cortisol und tagsüber signifikant höhere Pulsanstiege bei Stresstests, erhöhter Blutdruck und erhebliche Leistungsdefizite. Dabei genügen geringe Lärmpegel: Schon ein Dauerlärm ab 55 Dezibel kann enorme gesundheitliche Schäden nach sich ziehen und Symptome wie Gereiztheit, vermehrte Aggressivität und Depressionen zur Folge haben. Zum Vergleich: 40 Dezibel entsprechen etwa einem Blätterrauschen, bei 70 Dezibel liegt der Lärmpegel des normalen Sprechens. 40% der österreichischen Bevölkerung fühlen sich durch Lärm belästigt. Die größte Lärmquelle stellt hier der Straßenverkehr dar. Der österreichische Arbeitsring für Lärmbekämpfung schätzt, dass allein durch den Verkehr mehr als 60% der Bevölkerung Lärmpegeln über den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Grenzwerten für den vorbeugenden Gesundheitsschutz ausgesetzt sind. Eine halbe Million Österreicherinnen und Österreicher arbeiten an einem so genannten Lärmarbeitsplatz, und Lärmschwerhörigkeit ist bis heute eine der häufigsten Berufskrankheiten.

Prävention und Lärmbewusstsein stärken

Ein entscheidender Faktor in der Lärmbekämpfung ist die Prävention, besonders im beruflichen Feld, zumal die technischen Mittel hier in den letzten Jahren erheblich verbessert wurden. Mängel in Betrieben sind oft schon mit einfachen baulichen Maßnahmen zu beheben und die Arbeitsqualität, die Produktivität und die Leistungsfähigkeit der einzelnen Mitarbeiter können so enorm verbessert werden, sagen Arbeitsmediziner. Der volkswirtschaftliche Schaden durch den Lärm und seine Folgen wird von der Europäischen Kommission auf 0,2 bis 2% des BIP geschätzt. Zu bedenken sind dabei Faktoren wie Heilungskosten für lärmbedingte Gesundheitsschädigung, Produktionsausfälle infolge lärmbedingter Leistungs- und Qualifikationsminderung von Arbeitern, die Kosten für Schallschutzmaßnahmen, die Wertminderung von Immobilien sowie die Nutzeinbußen. Das Lärmbewusstsein ist nach wie vor sehr schlecht ausgeprägt. Krankheiten werden selten direkt auf chronische Lärmbelästigung zurückgeführt. An der Medizinischen Universität beschäftigt sich vor allem die Klinische Abteilung für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen (HSS) unter der Leitung von Prof. Patrick Zorowka mit den Folgen der Lärmbelastungen. Die Folgen des Transitverkehrs im Tiroler Wipptal untersucht derzeit die Sektion für Sozialmedizin unter Leitung von Prof. Peter Lercher in einer umfassenden Gesundheitsstudie im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung des Brenner-Basistunnels.