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Mikrometastasen auf der Spur

Im Körper frei zirkulierende oder in Organen ruhende Krebszellen führen dazu, dass sich bei Patienten auch nach der Entfernung des primären Tumors Metastasen ausbilden. Prof. Stephan Braun von der Uniklinik für Frauenheilkunde beschäftigt sich mit diesen Mikrometastasen bei Brustkrebspatientinnen. Die Krebszellen könnten ein wichtiger Indikator für die Individualisierung der Therapie werden.

In einem Review-Beitrag für das Journal of Clinical Oncology hat Prof. Stephan Braun gemeinsam mit seinem norwegischen Kollegen Björn Naume die klinische Bedeutung von frei zirkulierenden und im Körper verbreiteten Krebszellen dargestellt. Diese Zellen trennen sich bereits in einem frühen Stadium vom Tumor und gelangen über Blut- und Lymphbahnen in andere Regionen des Körpers. Der Nachweis solcher Zellen gilt seit längerem als Indikator für die spätere Ausbildung von Metastasen.

Individuelle Therapie

In der Therapie von Krebspatientinnen stellt sich nach der chirurgischen Entfernung des primären Tumors die Frage der adäquaten Nachbehandlung. Hier fehlen derzeit noch entsprechende Marker, um die Behandlung von Patientinnen zu kontrollieren. Die frei zirkulierenden und in anderen Organen ruhenden Krebszellen könnten dafür genutzt werden. Neben ihrem prognostischen Wert könnten sie in Zukunft auch beim Monitoring der Therapie eine wichtige Rolle spielen. Mit dem Nachweis dieser Krebszellen im Blut gibt es derzeit noch große technische Probleme, die Ärzte greifen deshalb auf Knochenmarkanalysen zurück. Im Rahmen der österreichischen Studiengruppe zur Erforschung besserer Behandlungsmöglichkeiten bei Brust- und Darmkrebs (ABCSG) führen die Innsbrucker Wissenschaftler eine Substudie durch, in der sie während der Chemotherapie das Knochenmark der Patientinnen untersuchen. „Dabei zeigte sich in unseren Voruntersuchungen, dass die Chemotherapiestrategien vergangener Jahre zwar einen Teil der Zellen beseitigten, aber offenbar nicht genug“, erklärt Stephan Braun, der seit drei Jahren an der Universitätsklinik in Innsbruck arbeitet.

Große Studien notwendig

Die Entwicklung monoklonaler Antikörper für die Therapie von Krebserkrankungen hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt. Diese richten sich gegen ein bestimmtes Oberflächenmolekül der Krebszellen. „Für die individuelle Therapieentscheidung ist es nun allerdings entscheidend, ob diese Krebszellen und das entsprechende Zielmolekül auch wirklich vorhanden sind“, betont Prof. Braun. „Der Nachweis der Mikrometastasen ist deshalb unserer Meinung nach von entscheidender Bedeutung für jede zielgerichtete Therapie. Im Moment arbeiten wir sehr intensiv daran, eine Datenbasis zu schaffen, die umfassende Studien zu dieser Frage unabdingbar macht.“ Gerade abgeschlossenen wurde eine Studie mit 4.700 Patientinnen, die die prognostische Bedeutung belegt und der nun große Therapiestudien folgen sollen. Neben der Bedeutung für die Therapie, liefern die aktuellen Forschungen auch wichtige Einsichten in die Funktionsweise der Metastasierung.

Keimzelle in München

Ihren Ausgang genommen hat die Erforschung von Mikrometastasen in München. Hier haben Wissenschaftler um Prof. Gert Riethmüller und Prof. Klaus Pantel am Institut für Immunologie der Ludwig-Maximilians-Universität wegweisende Vorarbeiten zur frühen Metastasierung von Krebs geleistet und die Mikrometastasierung bei Darm-Tumoren entdeckt. Dies war die Ausgangsbasis für die Entwicklung therapeutischer monoklonaler Antikörper und deren Einsatz im klinischen Alltag. Heute gelten Hamburg, München, Oslo und – dank Prof. Stephan Braun – auch Innsbruck international als Zentren der Forschung zur Mikrometastasen-Diagnostik.