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Cholinsterase-Hemmer bei Parkinson-Syndrom-Demenz

Beim Parkinson-Syndrom stehen die körperlichen Symptome oft im Mittelpunkt. Doch gerade kognitive Defizite und Demenz tragen erheblich zum Leiden der Erkrankten und ihres Umfelds bei. In der ersten breiten Vergleichsstudie wurde nun der Cholinsterase-Hemmer Rivastigmin auf mögliche positive Wirkungen für kognitive Leistung und Verhalten von Parkinson-PatientInnen mit Demenz getestet.

Die Parkinson-Syndrom-Demenz (PSD) und die Demenz mit Lewykörperchen (DLK) haben wesentliche Aspekte wie neuropathologische Muster, kognitives Profil und klinischen Verlauf gemeinsam. Bei DLK treten gleich am Anfang der Erkrankung die kognitiven Symptome auf, während die PSD erst mindestens zwei Jahre nach dem Einsetzen der körperlichen Beeinträchtigungen beginnt. Zu den kognitiven Symptomen gehören etwa Schwierigkeiten im Raumsehen, visuelle Halluzinationen, starke Konzentrationsschwankungen. Im Gegensatz dazu haben Alzheimer-PatientInnen vor allem größere Gedächtnisprobleme, weisen aber dennoch gewisse pathologische Gemeinsamkeiten mit an DLK Erkrankten auf.

Komplexe Herausforderung für die Behandlung der motorischen und kognitiven Symptome

Bei der Behandlung zielt man darauf ab, die motorischen und kognitiven Fähigkeiten sowie das Verhalten auf akzeptablem Niveau zu halten. Erschwert wird diese Strategie durch die Tatsache, dass dopaminergene Stoffe zwar manche motorischen Symptome lindern, in DLK-PatientInnen jedoch die Halluzinationen und kognitiven Symptome verschlechtern, während Neuroleptika in PSD-PatientInnen die motorischen Symptome enorm verschlechtern können. Verschiedene Einzelstudien deuten darauf hin, dass eine Stimulierung der cholinergischen Funktion sich sowohl auf kognitive als auch auf motorische Symptome günstig auswirken könnte.

Innsbrucker Neurologie Teil einer breit angelegten Studie

In einer breit angelegten europäisch-kanadischen Multicenter-Studie, deren Ergebnisse im Dezember im renommierten New England Journal of Medicine vorgestellt wurden, testeten 67 Zentren den Cholinesterase-Hemmer Rivastigmin an PatientInnen mit PSD. Als einziges österreichisches Zentrum beteiligte sich die Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie an dem Projekt. Deren Vorstand, Prof. Werner Poewe, gehörte dem Steering Committee für die Studie an. An der Innsbrucker Neurologie arbeitet man außerdem an einer frühen Differentialdiagnose zwischen PSD und DLK. Als Folgeprojekt wird die Langzeit-Weiterbehandlung der PatientInnen untersucht. Erste Ergebnisse werden demnächst publiziert und verweisen auf einen anhaltend positiven Effekt der Cholinsterase-Hemmer.

Noch viele Fragen offen

Die genannte Multicenter-Studie zeigte insgesamt nur mäßige Verbesserung der Symptome und Rivastigmin ändert wahrscheinlich den eigentlichen Verlauf der Krankheit nicht. Eine Untergruppe an PatientInnen reagierte jedoch ziemlich stark auf die Behandlung. Jetzt wäre es wichtig voraussagen zu können, wer auf die Behandlung stark anspricht und wer nicht. Ein weiterer Aspekt ist die Wahl des Cholinesterase-Hemmers. Bis jetzt gibt es keine klaren Beweise, dass einer wirksamer ist als ein anderer. Die Auswahl orientiert sich daher an Verträglichkeit, leichter Anwendungsform und den Kosten. Die Fachleute wollen die kognitiven Aspekte dieser Krankheiten genauer verstehen lernen um herauszufinden, warum manche neueren Behandlungen der motorischen Symptome von PSD die geistige Leistung und das Verhalten negativ beeinflussen. Ein vertieftes Verständnis der kognitiven Aspekte könnte Hinweise darauf liefern, wie sich ein positives Wirkungspotential von Cholinesterase-Hemmern freisetzen ließe.