Mit Stammzellen gegen Blasenschwäche
Das an der Universitätsklinik für Urologie entwickelte Verfahren zur Injektion von körpereigenen Stammzellen aus Muskelgewebe verbessert die Kontrolle von Harnröhre und Schließmuskel. Die exakte Einbringung der Stammzellen wird durch eine spezielle Ultraschallmethode gewährleistet. In Chicago präsentierte Dr. Ferdinand Frauscher aktuelle Daten zu dieser neuen Therapie.
Harninkontinenz ist für viele Frauen und zunehmend auch für Männer ein großes Problem, erklärt Ferdinand Frauscher von der Universitätsklinik für Radiodiagnostik. Ich denke, wir haben in Innsbruck eine langfristige und effiziente Behandlung entwickelt, die besonders deshalb viel versprechend ist, weil sie auf patienteneigenes Gewebe zurückgreift. Die körpereigenen Stammzellen kommen aus dem Oberarm der Patienten und werden für rund sechs Wochen im Labor kultiviert. Dann werden sie in die Harnröhrenwand und den Schließmuskel injiziert. "Wir können nach dem Eingriff sehen, dass der Schließmuskel kräftiger und dicker wird und die Harnröhre besser verschließt. Zudem zeigt sich, dass die Fibroblasten die Schleimhaut der Harnröhre wieder aufbauen und so die Harnröhre besser abdichten", sagt Prof. Hannes Strasser von der Urologie. Bereits 24 Stunden nach dem kurzen, ambulanten Eingriff waren die Beschwerden vieler Inkontinenzpatienten verschwunden.
Erfolgreiche Behandlung
Rund 15 Millionen Menschen vor allem Frauen sind von der so genannten Stressharninkontinenz betroffen. Eine Schwächung des Schließmuskels der Harnröhre oder Veränderungen der Harnröhre selbst führen dazu, dass die Betroffenen leicht unfreiwillig urinieren etwa bei körperlicher Anstrengung, Lachen, Niesen, Husten oder Heben. Mit der neuen Therapie ist es weltweit erstmals gelungen, die Harninkontinenz mit körpereigenen Stammzellen zu heilen. In Innsbruck wurden 20 Frauen im Alter von 36 bis 84 Jahren mit der neuen Therapie behandelt. 18 Frauen waren auch ein Jahr nach der Behandlung frei von Beschwerden. Frauscher stellte diese neuen klinischen Daten am Sonntag bei der 90. Jahrestagung der Radiologischen Gesellschaft von Nordamerika in Chicago vor.
Exakte Platzierung wichtig
Die Stammzellen verhalten sich sehr intelligent, so Frauscher, sie bleiben nicht nur an der Stelle an der sie injiziert wurden, sie bilden auch sehr schnell neues Muskelgewebe. Wenn die richtige Muskelmasse erreicht ist, stellen sie ihr Wachstum automatisch ein. Der Erfolg der Behandlung hängt allerdings davon ab, die Zellen exakt in das Gewebe einzubringen. Dazu haben die Innsbrucker Radiologen ein transurethrales, dreidimensionales Ultraschall entwickelt. Mit diesem Echtzeitultraschall sind wir in der Lage, genau zu sehen, wo wir die neuen Zellen platzieren müssen, erläutert Frauscher.