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Klein-Harvard in den Alpen

Das Biozentrum soll zu einem Aushängeschild der Medizinischen Universität Innsbruck werden. Neun Lehrstühle im medizinisch-theoretischen Bereich haben sich zusammengeschlossen, um Ressourcen zu bündeln, Schwerpunkte zu bilden und die Grundlagenforschung zu stärken. Mit der neuen Einrichtung wird die Basis für zukünftige internationale Spitzenforschung gelegt.

Die öffentlichen Etats für die Grundlagenforschung werden von Jahr zu Jahr knapper und die Kosten der Selbstverwaltung schränken den Handlungsspielraum der Universitäten weiter ein. Mit dem Biozentrum reagiert die Medizinische Universität auf diese Entwicklung und setzt ein neues, international konkurrenzfähiges Modell für die Organisation der Grundlagenforschung um. Die ehemaligen Institute für Molekularbiologie, Experimentelle Pathologie und Pathophysiologie, Medizinische Chemie und Biochemie sowie Histologie und Molekulare Zellbiologie haben sich zusammengeschlossen, um die vorhandenen Ressourcen zu bündeln und besser zu nutzen. Neben den neun Arbeitsbereichen verfügt das Biozentrum über vier gemeinsame Serviceeinrichtungen für Gensequenzierung, Proteomik, Gen-Chips und Mikroskopie. „Mit dieser neuen Struktur nutzen wir Synergiepotentiale und stärken gleichzeitig den Wissenschaftsstandort Tirol“, betont Prof. Lukas Huber, der geschäftsführende Direktor des Biozentrums Innsbruck. „Wir haben uns an den großen medizinischen Universitäten zu orientieren. Das mag vermessen klingen, aber wir stehen im internationalen Wettbewerb und dafür brauchen wir ein klares Profil. Mit dem Biozentrum stärken wir unsere Stärken“, sagt Prof. Christine Bandtlow, die stellvertretende Direktorin. „So könnte Innsbruck ein Klein-Harvard in den Alpen werden.“

Biozentrum als Zukunftsinkubator

Mit der neuen Struktur folgt das Biozentrum internationalen Trends. Weg von starren Strukturen und hin zu flexibler, projektorientierter Organisation. Davon sollen vor allem junge Wissenschaftler profitieren. „Das Biozentrum soll ein Zukunftsinkubator werden. Vorne gehen junge, kreative Jungwissenschaftler hinein, hinten kommen internationale Spitzenforscher heraus“, beschreibt Huber seine Vision. In den Labors des Biozentrums wird diese Idee bereits Realität. Die Laborsprache ist längst Englisch und die jungen Doktoranten und Postdocs kommen aus aller Welt. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen herrscht hier Aufbruchstimmung, die Kreativität sprüht und nichts scheint auf dem Weg zur internationalen Spitze unüberwindbar. Auch FWF-Präsident Prof. Georg Wick schwärmt vom Standort Innsbruck. „Wir haben hier einen Campus. Theorie und Praxis liegen eng beieinander. Das ist ein unschätzbarer Vorteil für den Transfer zwischen Grundlagenforschung und Klinik“, betont Wick. „Und wir haben sehr gute Leute in Innsbruck und die Lebensqualität in Tirol ist ein wichtiger Faktor im internationalen Wettbewerb um Spitzenforscher“, so Wick weiter.

Von der Zelloberfläche bis zur Erbsubstanz

Thematisch beschäftigen sich die Forscherinnen und Forscher im Biozentrum mit den Mechanismen der Signalverarbeitung und deren Pathophysiologie. Krebs, Entzündungen, Infektionen, Erkrankungen des Nervensystems und Erbkrankheiten sind die thematischen Schwerpunkte. Die Kompetenzen der beteiligten Wissenschaftler lassen Großes erwarten. In den vergangenen vier Jahren haben sie allein 13,4 Millionen Euro an Drittmitteln für ihre Forschung eingeworben. Damit konnten 83 Postdoc-Jahre, 36 MTA-Jahre und 143 Dissertanten-Jahre finanziert werden. Von 2000 bis 2003 haben die Forscher mehr als 360 wissenschaftliche Arbeiten publiziert, die in internationalen Fachzeitschriften über 5.000-mal zitiert wurden. In das Biozentrum eingebettet sind der im Vorjahr genehmigte FWF-Spezialforschungsbereich zur Zellproliferation und dem Zelltod in Tumoren, Doktoratsprogramme wie jene für Molekulare Zellbiologie und Onkologie sowie für Neurowissenschaften und zahlreiche Projekte im Rahmen des österreichischen Genforschungsprogramms GEN-AU.