Der Blick in den Körper
Die Magnetresonanztomographie zählt seit Jahren zum Standardrepertoire der radiologischen Diagnostik. Die technologischen Fortschritte haben die Anwendungsgebiete und Aussagekraft der Methode zwischenzeitlich deutlich erweitert. Seit kurzem ist an der Innsbrucker Radiodiagnostik das österreichweit erste Gerät mit einer neuen, revolutionären Bildgebungstechnik in Betrieb.
Im Mai sorgte der Einsatz eines übergroßen Krans im Klinikgelände für Aufsehen. Mit sechs Sattelschleppern und einem eigens aus Linz herbeigeschafften 60 Meter hohen Kran wurde ein neuer, fast sechs Tonnen schwerer Magnetresonanztomograph über den Chirurgie-Turm hinweg in den Bereich der unfallchirurgischen Ambulanz im Zubau West gehoben. Das Gerät der Klinischen Abteilung für Radiodiagnostik 1 wurde kürzlich in Betrieb genommen und steht sowohl für ambulante als auch stationäre Untersuchungen zur Verfügung.
Schnellere und bessere Untersuchung
Das Magnetom Avanto von Siemens verfügt als erstes Gerät über eine revolutionäre Bildgebungstechnik, die erstmals Ganzkörperaufnahmen in exzellenter Bildqualität in nur einer einzigen Untersuchung ermöglicht, erklärt Vorstand Prof. Werner Jaschke. Das zeitaufwändige Wechseln von Körperspulen und das Umlagern von Patienten gehören damit der Vergangenheit an. Dadurch kann die Aufnahmezeit für die Darstellung größerer Körperregionen erheblich reduziert werden, so Jaschke weiter. Herzstück des neuen Geräts ist ein Matrix-Spulenkonzept, bei dem 76 Spulenelemente mit bis zu 32 Hochfrequenzkanälen kombiniert werden können, was deutliche Verbesserungen bei der Aufnahmegeschwindigkeit und Bildqualität ermöglicht. Das neue Gerät liefert Bilder aus einzelnen Körperregionen mit hoher Auflösung und bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit, hochqualitative Ganzkörperaufnahmen anzufertigen. Für die Darstellung größerer Körperregionen waren bisher viele verschiedene Spulen notwendig, so der leitenden Oberarzt Prof. Michael Schocke. Die Spulen mussten während einer Untersuchung gewechselt und der Patient neu gelagert werden. Das Magnetom Avanto eröffnet hier neue Dimensionen in der MR-Diagnostik, da größere Körperregionen nicht mehr in mehreren Teilbildern aufgenommen werden müssen, sondern in einem Untersuchungsgang abgebildet werden können. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten bei der Abklärung von Tumorerkrankungen und für die Darstellung des Gefäß- und Nervensystems, erläutert Schocke.
Verbesserter Patientenkomfort
Neue Maßstäbe setzt das Gerät auch beim Patientenkomfort. So wiegen die Empfangsspulen, die zur Aufnahme eines MR-Bildes auf die fragliche Körperregion gelegt werden, durch eine besonders leichte und offene Bauweise ausgesprochen wenig. Die so genannte Körpermatrixspule wiegt beispielsweise nur 950g. Der Patient kann außerdem entweder mit den Füßen oder dem Kopf voran in der Untersuchungsröhre gelagert werden. Dadurch bleibt der Kopf bei vielen Untersuchungen außerhalb der Röhre, was die Untersuchung für klaustrophobisch veranlagte Patienten weit angenehmer gestaltet. Das Gerät ermöglicht auch eine Bilddatenakquisition mittels paralleler Bildgebung, dadurch kann die Aufnahmegeschwindigkeit und Bildauflösung noch weiter verbessert werden. Das ist von besonderem Vorteil bei der Untersuchung von sich bewegenden Organen wie z.B. des Herzens oder des Darmes. Der Arzt kann jetzt die für die klinische Fragestellung relevanten Körperareale frei wählen: von einzelnen Teilbereichen des Körpers bis hin zur kompletten Abbildung des gesamten Körpers ohne Einschränkungen hinsichtlich der Bildqualität.
Am Donnerstag wird diese neue Technologie allen interessierten Ärztinnen und Ärzten im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung vorgestellt. Das Gerät ist das erste in Österreich in Betrieb genommene dieser Bauart und konnte durch die großzügige Unterstützung des Landes Tirol, der Tilak sowie der Medizinischen Universität in Innsbruck installiert werden, freut sich Vorstand Prof. Jaschke.