Globale Verantwortung für Nachhaltigkeit und Gesundheit
Das ökologische Gleichgewicht der Erde scheint gefährdet. Der stark zunehmende Kohlendioxidausstoß wird von vielen für den so genannten Treibhauseffekt verantwortlich gemacht. An der Universität von São Paulo entstand vor sechs Jahren das Projekt "FLORAM", das die Wiederaufforstung des brasilianischen Regenwaldes als Grundlage für umfassende soziale und gesundheitliche Veränderungen vorsieht.
Eine treibende Kraft dieser Initiative war Dr. Werner Zulauf, der in São Paulo als Stadtrat für die Umweltagenden zuständig war und sich als Delegierter Brasiliens weltweit für die Idee eines nachhaltigen Umgangs mit der Umwelt eingesetzt hatte. Auf ihn geht auch das Konzept für den Handel mit CO2-Zertifikaten zurück. Zulauf war der erste Träger des "Thomas Kuhn Hope for the Future of a Sustainable World"-Awards. Nach dem Tod von Werner Zulauf sah sich ein anderer Träger dieser außergewöhnlichen Auszeichnung - der Innsbrucker Sozialmediziner Prof. Walter Kofler - verpflichtet, für die Weiterführung dieses Projekts zu kämpfen.
Breite Unterstützung
Die Division Sozialmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck unter Leitung von Prof. Kofler führte Anfang September zu diesem Zweck in São Paulo gemeinsam mit der Faculty of Public Health der Universität São Paulo, der Associação Brasileira de Ecologia e de Prevenção à Poluição das Águas e do Ar (ABEPPOLAR) und der Internationalen Akademie der Wissenschaften - Health and Ecology eine Tagung mit Wissenschaftlern aus zahlreichen Ländern durch, um Entscheidungsträgern die Bedeutung dieses ökosozialen Modellprojekts für die örtliche Bevölkerung und die Welt nahe zu bringen. Prof. Kofler stellte dabei Schlussfolgerungen der Strategie der Weltgesundheitsorganisation WHO und seine in der Thomas Kuhn Honour Lecture 2004 präsentierten Ansätze zur Diskussion, die eine weitgehende Übereinstimmung der ökosozialen Marktwirtschaft mit den gesundheitsorientierten Forderungen nahe legen. Die Globalisierung ist wesentlich von wirtschaftlichen Erwägungen geleitet. Wir brauchen aber eine nachhaltig am Menschen und den natürlichen Lebensgrundlagen orientierte Globalisierung, betonte Prof. Kofler. Österreichs Umweltminister Josef Pröll ließ den Teilnehmern der Tagung seine Bereitschaft mitteilen, eine internationale Initiative zu stärken, das Projekt "FLORAM" zu einem weltweiten Muster für ökosoziale Nachhaltigkeit, Artenvielfalt und Gesundheitsvorsorge zu machen. Inzwischen haben unter anderem die Nobelpreisträger Mario Molina vom MIT und Yuan T. Lee aus Taipei ihre aktive Unterstützung zugesagt und Entscheidungsträger wie der Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Prof. Klaus Töpfer, und Commisario Prof. Goldenberg aus Brasilien ihre Interesse angemeldet.
Ein riesiges Pilotprojekt
"FLORAM" entstand auf Anregung von Prof. Wilfred Bach an einer Vorbereitungskonferenz der UNO als multidisziplinäres Projekt mit ganzheitlichem Anspruch an der Universität von São Paolo. Die brasilianischen Experten untersuchten die Möglichkeiten einer Wiederaufforstung von rund 14 Millionen Hektar brasilianischen Regenwaldes. Das entspricht der doppelten Fläche Irlands. Das Projekt soll Pilotcharakter für die Reduktion des Treibhausgases CO2 haben, aber auch als Instrument für eine dauerhafte Beschäftigung in den Notstandsgebieten Brasiliens dienen.