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Krebsexperten tagen in Innsbruck

Die Krebsforschung befindet sich heute in einem Spannungsfeld zwischen rasantem medizinischen Fortschritt und den engen Grenzen ökonomischen Wachstums. Am Wochenende begann in Innsbruck die Jahrestagung der deutschsprachigen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie. Dabei wurde auch die zukünftige Entwicklung der Onkologie aus europäischer Perspektive diskutiert.

Die größte zentraleuropäische Fachtagung für Hämatologie und Onkologie bringt Ärzte aus einem Versorgungsgebiet von rund 100 Millionen Menschen zusammen. Entsprechend vielfältig sind die diskutierten Themen, die von der gezielten Tumortherapie, über die Stammzellentherapie bis zur multidisziplinären Krebsbehandlung reichen. Die rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren etwa neue Strategien wie die gezielte Wachstumshemmung von Tumoren oder die Hemmung der Blutgefäßbildung um Tumore. Damit werden bereits heute jenseits der klassischen Methoden der Chirurgie, Chemotherapie und Radiotherapie beachtliche Erfolge erzielt. „Das 21. Jahrhundert wird das Zeitalter der Target-orientierten Molekularen Tumortherapie werden“, so Prof. Günther Gastl, Leiter der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der Medizinischen Universität und Präsident der Tagung beim Mediengespräch im Vorfeld des Kongresses. „Krebs wird sich auch in diesem Jahrhundert nicht auslöschen lassen. Durch die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung wird die Krankheit noch bedeutender werden und möglicherweise sogar die Herzkreislauferkrankungen als häufigste Todesursache überholen“, so Gastl. Die Ärzte können heute rund 50% der Krebspatienten heilen. Hier kommt insbesondere der Krebsvorsorge eine große Bedeutung zu. „Bei allen anderen Patienten versuchen wir, Krebs zu einer chronischen Erkrankung zu machen, mit der die Menschen weiterleben können“, erläutert Gastl.

Qualitätskontrolle und Kosteneffizienz

Der Kongress bietet aber auch die Chance, grenzüberschreitende Kooperationen und Netzwerke für Forschung und Patientenversorgung zu entwickeln sowie Lösungen für gemeinsame Probleme in den Gesundheitssystemen zu finden. Die gesundheitspolitische Entwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist in vielen Aspekten vergleichbar. Der Kostendruck durch ein zunehmendes und teueres medizinisches Leistungsangebot bei gleichzeitiger Geldknappheit in den öffentlichen Kassen ist überall spürbar und zwingt zu Sparmaßnahmen und Rationalisierungen. Die Einführung einer leistungsorientierten Krankenhausfinanzierung (LKF) war eine der Maßnahmen zur Kosten- und Qualitätskontrolle in Österreich. Mehrere Symposien und Vorträge beschäftigen sich daher mit den ökonomischen und ethischen Aspekten dieser Entwicklung.

Informationstag für Patienten und Interessierte

Den Auftrag des Kongresses bildete am Samstag ein Patiententag unter dem Motto „Leben mit Krebs“, in dessen Rahmen Krebspatienten und Angehörigen die Möglichkeit geboten wurde, Informationen, Meinungen und Erfahrungen mit Ärzten und Selbsthilfegruppen auszutauschen. „Es ist uns besonders wichtig die Patienten in solche Kongresse einzubinden“, erläutert Prof. Gastl. „Wir wollen Interessierte über den aktuellen Stand der Krebsforschung und neue Entwicklungen sowie über Therapiemöglichkeiten, psychologische Aspekte und soziale Probleme von Krebspatienten informieren. Damit lassen sich Unwissenheit und Angst abbauen und die Heilungschancen verbessern.“ Zur Eröffnung der Jahrestagung referierte Prof. Jens Reich aus Berlin in einem Festvortrag über die aktuelle Thematik „Stammzellforschung und Klonforschung im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“. Der Kongress onkologischer Pflegepersonen findet parallel zur Jahrestagung ebenfalls in Innsbruck statt.