Begleitprojekte zur Genomforschung
Mit sechs Projekten zu ethischen, sozioökonomischen und rechtlichen Auswirkungen der Genomforschung begleiten Sozial- und Naturwissenschaftler das Genomforschungsprogramm GEN-AU. Angelehnt an einzelne Projekte werden gesellschaftsrelevante Fragen erforscht und neue Zugänge zu Politikberatung, Ethik und Forschungskommunikation bei Risikotechnologien entwickelt.
Die mit insgesamt 1,5 Millionen Euro ausgestatteten Projekte reichen von Analysen der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft über die Auswirkung biotechnologischer Anwendungen auf die Krankenversicherung, die Auswirkungen von Biobanken auf die Gesundheitspolitik, bis hin zu einer Analyse die Wissenschaft in Österreich prägender Faktoren.
Vielfältige Herangehensweisen
Die Naturwissenschaftlerin und Wissenschaftstheoretikerin an der Universität Wien, Ulrike Felt, will ein Umfeld entwickeln, in dem Laien mit Forschern in Interaktion treten. Die Frage, wie die neue Komplexität den Diskurs über Genetik verändert, untersucht der Molekularbiologe Helge Torgersen vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Soziologin Maria Hofmarcher vom Institut für Höhere Studien erforscht die von der Biotechnologie ausgelösten sozio-ökonomischen Entwicklungen auf die Krankenversicherungen am Beispiel der Implementierung von Reproduktionsmedizin und Gendiagnostik. Auch der Wiener Politikwissenschaftler Herbert Gottweis heftet sich für seine Untersuchung der Bedeutung von Biobanken für die Gesundheitspolitik an ein GEN-AU-Projekt. Im Gegensatz zur Individualisierung in der Gesundheitspolitik will Wilhelm Berger, Wissenschaftsforscher am Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung konventionellen Ethikvorstellungen kritisch entgegentreten, in deren Brennpunkt die "individuelle Entscheidung" steht. Er will neue Perspektiven einer "Ethik verteilter Verantwortung" eröffnen und dadurch neue Ansätze im Bereich der Beratung entwickeln. Österreichische Medizingeschichte schreibt Michael Hubenstorf vom Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Wien. Ausgehend von GEN-AU untersucht er, welche Faktoren zu einer verspäteten Entwicklung der Genomforschung in Österreich geführt haben.
Starke Innsbrucker Beteiligung
Vor drei Jahren hat die Österreichische Bundesregierung das Genomforschungsprogramm GEN-AU gestartet und in der ersten Projektphase mit 31,74 Millionen Euro ausgestattet. In den vier Verbundprojekten, sechs Pilotprojekten und zwei Netzwerken arbeiten auch mehrere Vertreter der Medizinischen Universität Innsbruck mit. So wird die Proteomik-Plattform von Prof. Lukas Huber, Biozentrum Innsbruck, geleitet. Die Technologieplattform will neue Technologiekonzepte auf dem Gebiet der modernen Biowissenschaften entwickeln und als Schnittstelle für die anderen Projekte dienen. Huber ist mit einem weiteren Projekt vertreten, in dem er gemeinsam mit Prof. Günther Bonn mit Hilfe der Proteomik Tumore im Deckgewerbe mit dem Ziel untersucht, deren Entstehung und Metastasierung zu beschreiben und neue Zielorte für Krebsmedikamente zu finden. Um Krebserkrankungen von Kindern geht es in jenem GEN-AU-Projekt, das von Prof. Reinhard Kofler mitgeleitet wird. Am Beispiel eines Knochentumors bei Jugendlichen und der häufigsten Leukämieform bei Kindern sollen Gen-Fusionen nachgewiesen und charakterisiert werden. An einem Verbundprojekt zu Erkrankungen des Fettstoffwechsels unter der Leitung von Prof. Rudolf Zechner aus Graz ist das Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik der Medizinischen Universität Innsbruck beteiligt.