Wider die Mythen
Obwohl heute die Behandlungsmethoden bei Schizophrenie weit entwickelt sind und viele Patienten auch ein normales Leben führen können, sind die Vorurteile gegenüber Erkrankten nach wie vor hoch. Hier aufzuklären ist neben der Diskussion neuer Erkenntnisse und Therapieformen einer der Schwerpunkte eines Fachsymposiums der Universitätsklinik für Psychiatrie, das heute in Seefeld beginnt.
Etwa 1% der Weltbevölkerung erkrankt im Laufe ihres Lebens an Schizophrenie. In Österreich sind das zirka 80.000 Menschen. Eine schizophrene Erkrankung kann zu Störungen des Denkens, der Wahrnehmung, des Fühlens und Erlebens führen, aus denen sich unter anderem Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen entwickeln können, die nicht selten zu einem sozialer Rückzug führen.
Während der letzten Jahrzehnte hat die Schizophrenieforschung nicht nur Informationen über Entstehung und Verlauf der Erkrankung erarbeitet, sondern auch zu einer wesentlichen Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten geführt. Heute ist es unter optimalen Behandlungsverhältnissen möglich, bei einem Gutteil der Patienten eine Eindämmung oder einen Rückgang der Erkrankung zu erreichen. Oft wird dabei auch das Ziel einer psychosozialen Reintegration, die Wiedereingliederung der Patientinnen und Patienten in einen erfüllten und aktiven Lebensprozess, erreicht.
Rechtzeitig richtig behandeln
Eine optimale Therapie erfordert den möglichst frühen Einsatz einer ausgewogenen Kombination von medikamentöser Behandlung (Antipsychotika) mit psychotherapeutischen und rehabilitativen Therapieangeboten, erklärte Prof. Hartmut Hinterhuber gestern vor Medienvertretern. Die Entwicklung der neuen Antipsychotika es stehen heute Medikamente mit völlig neuen Wirkmechanismen zur Verfügung ermöglicht eine wirksame und gleichzeitig nebenwirkungsarme bzw. nebenwirkungsfreie medikamentöse Therapie. Es ist das Ziel spezialisierter Therapieeinrichtungen, psychotherapeutische, psychosoziale und medikamentöse Angebote individuell auf die Bedürfnisse einzelner Erkrankter abzustimmen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurde an der Universitätsklinik für Psychiatrie eine Spezialsprechstunde Patienten mit schizophrenen Erkrankungen eingerichtet.
Vorurteile abbauen
Neben einem breiten Therapieangebot gilt es aber auch, der breiten Bevölkerung realistische Informationen über das Krankheitsbild zukommen zu lassen, um alte Mythen, beispielsweise dass die Krankheit unbehandelbar sei und, dass Menschen mit schizophrenen Erkrankungen für die Gesellschaft gefährlich seien, zu korrigieren, betonte Prof. Wolfgang Fleischhacker. Solche Mythen führen nicht nur zu einer ungerechtfertigten Ausgrenzung und Stigmatisierung der Betroffenen und deren Angehörigen, sondern erschweren häufig, frühzeitig fachlich kompetente und effiziente Therapie in Anspruch zu nehmen. In einer, in Österreich einzigartigen, Spezialsprechstunde werden die Patienten in Innsbruck kontinuierlich behandelt. Hier steht weniger die Bekämpfung der Symptome im Vordergrund, als die Frage, wie die Menschen trotz der Erkrankung ein angenehmes Leben führen und die Integration in das soziale Umfeld erreichen können, so Prof. Martina Hummer, die Leiterin der Schizophrenie-Sprechstunde.
Erfolgreiche Arbeit fortsetzen
Die Universitätsklinik für Psychiatrie der Medizinischen Universität Innsbruck veranstaltet die Alpenländischen Psychiatrie-Symposien nun bereits seit fast 30 Jahren. Vom früh verstorbenen Klinikvorstand, Prof. Kornelius Kryspin-Exner als wissenschaftlich orientierte Fortbildungsveranstaltung für Psychiatrie konzipiert, führten Prof. Hinterhuber und Prof. Fleischhacker, in den letzten Jahren gemeinsam mit Prof. Hummer, diese Initiative fort: Immer stand dabei einem Forschungs- und Versorgungsschwerpunkt der Innsbrucker Klinik entsprechend das Thema Schizophrenie im Mittelpunkt dieser Symposien. Hauptzielrichtung war und ist es, eine Übersicht über den letzten Stand der Forschung zu vermitteln, wobei der Praxisrelevanz wissenschaftlicher Erkenntnisse besonderes Augenmerk gewidmet wird. Aufgrund dieser jahrzehntelangen Forschungstätigkeit der Universitätsklinik für Psychiatrie im Bereich Schizophrenie und aufgrund guter internationaler Kontakte gelang es auch heuer wieder, internationale Spitzenforscher für das 15. Alpenländischen Psychiatriesymposium vom 17. bis 18.September nach Seefeld, zu holen, wo sie zwei Tage lang zum Thema "Schizophrenie Ursachen, Therapie und Outcome" berichten und diskutieren werden.