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Mit doppeltem Angriff zu besseren Therapieerfolgen

Anlässlich des gestrigen Welt-Lymphomtags präsentierte Prof. Günther Gastl von der Klinische Abteilung für Hämatologie und Onkologie in Wien die aktuellen Entwicklungen in Diagnostik und Therapie von Lymphdrüsenkrebs. Lymphome treten deutlich seltener auf als andere Tumorerkrankungen, doch wurde in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Anstieg dieser Erkrankungen beobachtet.

"Eine der Hauptzielsetzungen dieses 'Awareness-Tages' besteht darin, das Wissen um Lymphome – als in ihrer Verbreitung nicht zu unterschätzende, bösartige Tumorerkrankung – verstärkt im öffentlichen Bewusstsein zu verankern", erklärte Prof. Günther Gastl. Denn Lymphdrüsenkrebs (Lymphom) führe im Vergleich zu anderen, "prominenten" Krebserkrankungen wie Brustkrebs, ein Schattendasein. "Lymphome treten zwar deutlich seltener auf als andere Tumorerkrankungen wie Lungenkrebs, Dickdarmkrebs oder Brustkrebs, doch in den letzten Jahrzehnten wurde ein deutliches Ansteigen beobachtet und dieser Trend – dessen Ursachen unbekannt sind - wird sich aller Voraussicht nach auch in den nächsten Jahren fortsetzen." Am häufigsten treten Lymphome in Form der so genannten Non-Hodgkin- Lymphome (NHL) in Erscheinung (weltweit ca. 286.000 Neuerkrankungen pro Jahr). Davon sind die Hodgkin-Lymphome, benannt nach dem englischen Arzt Dr. Thomas Hodgkin, abzugrenzen (weltweit 62.000 Neuerkrankungen pro Jahr).

Kombinationstherapie erhöht Lebensqualität und -quantität

Die tragende Säule in der Therapie der Non-Hodgkin-Lymphome war bislang die Chemotherapie. Nun setzen die Mediziner aber auf den "doppelten Angriff", indem sie zusätzlich zur Chemotherapie den Antikörper Rituximab verabreichen. Es handelt sich dabei um ein selektiv angreifendes Protein (Eiweißkörper), das unter Aktivierung immunologischer Mechanismen das Wachstum von bösartig veränderten Lymphozyten hemmen kann. Der Clou dabei: Wird Rituximab mit einer herkömmlichen Chemotherapie kombiniert, kann bei mehr Patienten eine Tumorrückbildung erzielt werden und die Patienten können über einen längeren Zeitraum stabilisiert werden als unter alleiniger Chemotherapie. Dies hat letztlich den Vorteil, dass die Patienten über einen längeren Zeitraum ohne neuerliche Therapie auskommen. Dies wurde in einer groß angelegten Studie nachgewiesen, die von Prof. Marcus in Cambridge, Großbritannien, geleitet worden war. Die Ansprechrate (Anteil der Patienten mit Tumorrückbildung) lag in der Gruppe mit Kombinationstherapie bei 80%, aber nur bei 57% in der Gruppe mit alleiniger Chemotherapie. Die Dauer bis zur nächsten Lymphom-Therapie wurde durch die Kombinationstherapie signifikant verlängert: 2,5 Jahre nach Beginn der Studientherapie waren zwei Drittel der Patienten ohne weitere Therapie ausgekommen, in der Gruppe mit alleiniger Chemotherapie war dies nur bei einem Fünftel der Patienten gelungen.

Größere Überlebenschance bei aggressiven NHL

In einer weiteren Studie – durchgeführt von der französischen GELA-Gruppe, unter der Leitung von Prof. Coiffier in Lyon – konnte eindeutig gezeigt werden, dass bei der Behandlung des aggressiven – rasch wachsenden – NHL mit der Kombinationstherapie im Vergleich zur Standardchemotherapie zudem eine signifikante Verbesserung der Überlebenschance erzielt wurde. Nach vier Jahren waren von den Patienten, die Rituximab und Chemotherapie erhalten hatten, noch 59% am Leben. In der Gruppe mit alleiniger Chemotherapie lag die Überlebensrate nach vier Jahren bei 47%.

"In der Behandlung des Lymphoms befinden sich Ärzte wie Patienten in einem Spannungsfeld", stellte Prof. Gastl fest. "Nicht zuletzt deshalb ist der Welt-Lymphom-Tag auch als ein Signal an die Patienten zu verstehen, sich in Selbsthilfegruppen zu organisieren, um so die Krankheit besser bewältigen zu können."