Auf der Suche nach den Besten
Seit im vergangenen Jahr die Forscher der Shanghai Jiao Tong Universität ihr erstes Academic Ranking of World Universities veröffentlicht haben, ist die Zeit der sauren Gurken im akademischen Sommer vorbei. Mit Spannung warten Hochschulmanager und Medien nun jedes Jahr auf die Zahlen aus China, geht es hier doch um die Reputation der eigenen Universität im globalen Wettbewerb.
Eines gleich vorweg: Die Medizinische Universität Innsbruck belegt im diesjährigen Ranking einen Platz zwischen 400 und 500. Sie ist damit eine von nur fünf österreichischen Universitäten, die es ins Ranking der besten 500 Universitäten der Welt geschafft hat und die einzige Medizinhochschule Österreichs unter den Top 500. Bedenkt man, dass die Anrechnung einzelner Leistungen aufgrund der Ausgliederung noch unscharf ist, kann dies durchaus als Erfolg gewertet werden. Die Medizinische Universität Innsbruck sieht den internationalen Wettbewerb als große Herausforderung und wir werden alles dafür tun, unser Ziel zu erreichen, nämlich eine der zehn führenden Medizinhochschulen in Europa zu werden, kommentiert Rektor Prof. Hans Grunicke.
Österreich auf Rang 14
Das chinesische Team um Prof. Nian Cai Liu sammelt die Daten von über 2.000 Universitäten weltweit und reiht die akademischen Bildungsstätten nach sechs gewichteten Kriterien: der Anzahl von Nobelpreisträgern, die an einer Universität ausgebildet wurden, der Anzahl von Nobelpreisträgern, die zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung an einer Institution tätig waren, den meistzitierten Forschern in 21 wissenschaftlichen Bereichen, der Zahl der Beiträge in den Zeitschriften Science und Nature, der Gesamtzahl der Artikel im Science Citation Index sowie der Größe der Institution. Die bestplatzierte Universität Österreichs, die Uni Wien, liegt auf Platz 86. Dann folgen die Universitäten Innsbruck und Graz, die TU Wien und die Medizinische Universität Innsbruck. Im Nationencup belegt Österreich hinter Italien, Israel und Dänemark den 14. Platz. Dahinter folgen Finnland, Norwegen und Russland. Unter den Top 20 befinden sich 17 US-amerikanische, 2 britische und 1 japanische Universität. Angeführt wird die Liste von Harvard und Stanford gefolgt von Cambridge, Berkeley, MIT, Caltech, Princeton, Oxford, Columbia und Chicago.
Mangelnde Aussagekraft?
Dass ein solches Ranking nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt, liegt in der Natur der Sache, sind doch die Kriterien der Bewertung sehr eng gefasst. Diese richten sich im Wesentlichen nach öffentlichkeitswirksamen Merkmalen und sind sehr grobkörnig. Das Ranking darf daher nicht mit einer Leistungsschau im eigentlichen Sinne verwechselt werden. Kritiker bemängeln außerdem, dass in der Auswertung die zur Verfügung stehenden Budgets nicht berücksichtigt werden. So verfügt die Columbia University mit ihren 19.000 Studierenden über einen Etat von 2,4 Milliarden Dollar, Summen von denen die österreichischen Universitäten nur träumen können. Auch sind manche Kriterien für die Forscher nur schwer in den Griff zu bekommen. So ist etwa zwischen der FU Berlin und der Humboldt Universität ein heißer Streit um ihre Nobelpreisträger entbrannt. Nachdem die Humboldt Universität im Vorjahr nur unter den Top 200 zu finden war, protestierte sie in Shanghai und erreichte die Zuweisung aller 29 Nobelpreisträger, die mit der alten Berliner Universität verbunden waren. Und so landete sie in diesem Jahr auf Rang 95, während die FU hinter Platz 200 zurückgerutscht ist. Auch die Universität Wien dürfte ihre gute Platzierung nicht zuletzt Nobelpreisträgern verdanken, die längst nicht mehr in Wien weilen, blicken die chinesischen Forscher doch bis ins Jahr 1911 zurück. Das Lamentieren der österreichischen Medien und der Politik über die heimischen Platzierungen ist daher mit Vorsicht zu genießen. Das Ranking aus Shanghai gibt nur wenig Auskunft über die Forschungs- und Lehrleistung einer Universität, es zeigt vielmehr das Machtverhältnis im globalen Wissenschaftsmarkt sehr deutlich auf. Doch gerade dieses wird im Wettbewerb der Zukunft von noch größerer Bedeutung sein.