Verbesserte Therapie für Volkskrankheit Diabetes
Etwa 30 % der österreichischen Bevölkerung leidet an Diabetes. An der Uniklinik für Chirurgie, Abtl. Transplantationschirurgie, sucht die Forschungsgruppe von Prof. Margreiter und Prof. Hengster nach Möglichkeiten, Insulin produzierende Zellen zu züchten und so der großen Gruppe von Betroffenen besser helfen zu können.
Langerhanssche Inseln
Eine relativ junge Behandlungsform für PatientInnen mit Typ 1 Diabetes ist die Inselzellentherapie. Dabei wird nicht mehr eine ganze Bauchspeicheldrüse transplantiert, sondern nur die aus ihr gewonnenen, Insulin produzierenden Zellgruppen, die so genannten Langerhansschen Inseln. Das vereinfacht den chirurgischen Eingriff enorm, jedoch braucht man zwei bis drei Spenderorgane, um einen Patineten insulinfrei zu bekommen (pro Transplantationsvorgang wird jeweils nur ein Organ verabreicht). Und wie bei Organtransplantationen besteht immer das Risiko einer Abstoßungsreaktion, das mit dauerhaft einzunehmenden Medikamenten bekämpft werden muss. Derzeit läuft weltweit die Suche nach Möglichkeiten, überhaupt mehr Langerhanssche Inseln zu gewinnen und speziell welche aus körpereigenen Stammzellen zu züchten, um so die Abstoßungsreaktion zu vermeiden. Voraussetzung dafür ist ein vertieftes Verständnis dafür, wie sich Zellen differenzieren und spezialisieren. Das Spektrum reicht von einfachen Blutzellen bis hin zu komplizierten Gehirnzellen (blood-to-brain). Im Labor ist es derzeit bereits möglich, diesen Weg auch zurück zu verfolgen (brain-to-blood). In der Natur befinden sich Zellen jedoch in einem dreidimensionalen Gewebe und in Kontakt mit anderen Zellen, Bedingungen, die sich im Labor nicht so ohne weiteres nachbilden lassen.
Diamonds are a cells best friends?
Prof. Hengster untersucht unter anderem, auf welchen Oberflächen Stammzellen besonders gut wachsen und arbeitet derzeit im Bioreaktor der Klinik sowohl mit hauchdünnen Diamantschichten, als auch mit Rotation, um der Dreidimensionalität einer natürlichen Umgebung näher zu kommen. Zum Team gehört außer den beiden Transplantationschirurgen auch der Biologe Dr. Hermann. Das Projekt wird im Rahmen des Kompetenzzentrums Medizin Tirol (KMT) durchgeführt, das sich als Projektmanagement- und Servicestelle für Forschungs- und Entwicklungspartner begreift und Forschungsarbeit mit wirtschaftlichem Erfolg zusammen bringen will. Wobei sich Prof. Hengster noch mehr Unterstützung bei der kommerziellen Nutzung bzw. Umsetzung von Zwischen- und Endergebnissen der Forschung wünscht, wie es in anderen Ländern, besonders in Großbritannien, schon gut eingeführt ist. Die knapp bemittelten Universitäten sind dazu nicht in der Lage, und die WissenschaftlerInnen sind sinnvoller eingesetzt, wenn sie sich auf die Wissenschaft konzentrieren.
Von Mäusen und Menschen
Noch wird ausschließlich an Mäusen geforscht, doch die Erkenntnisse über die Fähigkeit von Zellen zu transdifferenzieren, also einen anderen Weg einzuschlagen und sich zu einer anderen Art, etwa einer Hormon produzierenden Zelle weiterzuentwickeln, lassen sich auch auf Menschen übertragen. Ein Ziel wäre es, Verfahren zu entdecken, wie man aus relativ harmlos entnehmbaren Zellen, etwa Blut oder Gewebe eines erwachsenen Menschen, Zellen oder Zellgruppen wie die Langerhansschen Inseln züchten kann, die zur Behandlung von Typ 1 Diabetes benötigt werden. Sollte die Zellvermehrung besonders erfolgreich sein, könnten die so gewonnenen Insulin produzierenden Zellen auch zur Behandlung der zahlenmäßig noch größeren Gruppe der Typ 2 Diabetes Erkrankten eingesetzt werden.