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Tumorzellennachweis und neue Therapieansätze

Wie lässt sich vorhersagen, ob eine als geheilt geltende Brustkrebspatientin krebsfrei bleibt oder die Erkrankung wieder auftreten könnte? Dieser Frage gehen Doz. Stephan Braun und Prof. Christian Marth an der Innsbrucker Frauenklinik nach. Sie untersuchen das Knochenmark von Brustkrebspatientinnen auf das Vorhandensein von Tumorzellen, die in herkömmlichen Kontrolluntersuchungen nicht nachweisbar sind.

Die Innsbrucker Uniklinik für Frauenheilkunde gehört neben einem norwegischen (Radium Hospital, Oslo) und einem deutschen Labor (Institut für Tumorbiologie, Hamburg) zu den wenigen Instituten weltweit, die als Referenzlabor für Untersuchungen von Knochenmark gelten. Doz. Braun hat in München mit Prof. Riedmüller, einem Pionier auf dem Gebiet, und Prof. Pantel eine Datenbank über das Knochenmark-Screening bei Brustkrebspatientinnen aufgebaut und führt in Innsbruck diese Forschungen fort. Heute arbeitet er mit wichtigen Spezialisten in Paris, Oslo, Hamburg, München, Ann Arbor und San Diego sowie klinischen Partnern in Wien, Graz und Salzburg zusammen. Brustkrebs lässt sich in vielen Fällen erfolgreich behandeln, doch bei manchen Frauen taucht nach einiger Zeit der Krebs an anderen Stellen im Körper wieder auf, sie erleiden ein so genanntes Rezidiv. Ließe sich dieses Rezidiv vorhersagen bzw. früh erkennen, könnte man die Behandlung vielleicht anders gestalten. Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Frauenklinikvorstand Prof. Marth und Doz. Braun sucht nach Tumorzellen im Knochenmark von Brustkrebspatientinnen, die keine Tumorzellen in den Lymphknoten aufweisen (heute die überwiegende Mehrheit der Patientinnen) und zum Teil nach heute gültigen internationalen Kriterien als geheilt gelten könnten. Kann man solche Zellen im Knochenmark nachweisen, deutet das auf ein erhöhtes Rezidivrisiko hin. Umgekehrt verweist ein Negativbefund auf eine gute Chance, krebsfrei weiter zu leben. Doz. Braun gibt zu, dass hier die Diagnose der Therapie noch voraus ist. Die Ergebnisse dieser Forschungen führen jedoch zu neuen Überlegungen hinsichtlich der Therapiekonzepte und der individuellen Risikoeinschätzung. Bisher galt die Größe des Primärtumors neben Indizien für die individuelle Aggressivität und Tumorzellen in axillären Lymphknoten als wichtiges Kriterium für die Wahl der Therapie, der Nachweis von Tumorzellen im Knochenmark könnte zu einer neuen Risikobewertung führen und manchen Patientinnen eine Chemotherapie ersparen. Außerdem ließe sich mit diesem Verfahren nach Abschluß der Ersttherapie die Frage präziser beantworten, ob diese geholfen hat oder nicht, d.h. ob eventuell vorhandene Tumorzellen durch die Therapie entfernt werden konnten.

Marker gesucht

Gesucht werden auch neue und bessere Marker, das sind bestimmte Eiweißgruppen in Tumorzellen, die neben dem Vorhandensein von Tumorzellen im Knochenmark eine individuelle Risikobeurteilung der Patientin erlauben. Neue Laborverfahren, von Prof. Ullrich an der Max-Planck-Gesellschaft in München entwickelt, konnten in Primärtumoren Marker identifizieren, die für besonders aggressive Tumore charakteristisch sind. In Zusammenarbeit mit dem Burnham Institute in La Jolla, San Diego (USA), läuft jetzt die Suche nach Markern, die auf ein besonders gutes Therapie-Ansprechen hindeuten. In Korrelation zum Nachweis von Tumorzellen im Knochenmark würde man hier wertvolle Hinweise auf die Wirksamkeit von Therapien erhalten.

Inzwischen gibt es auch einen Impfstoff gegen Krebs, der mit oder ohne Chemotherapie zur Prävention von Sekundärtumoren eingesetzt werden könnte. Der Impfstoff wird derzeit im Rahmen der Studie 20 der österreichischen Brustkrebs-Studiengruppe ABCSG eingesetzt, für die das Innsbrucker Labor die Knochenmarkuntersuchungen durchführt. Der vielversprechende Impfstoff ist derzeit exklusiv im Rahmen dieser Studie für ausgewählte Studienpatientinnen einsetzbar.

Internationale Zusammenführung von Einzelstudien

Für die nächste Zukunft plant Doz. Braun, die eigene Studie und die im morphologischen Labor der Innsbrucker Biochemie aufgebaute Gewebedatenbank mit ähnlichen Studien weltweit zusammenzuführen und die Ergebnisse mit Hilfe des Statistikers Dr. Vogl von der Bozener European Academy (EURAC) zu vergleichen. Somit entsteht in Innsbruck in der Arbeitsgruppe von Prof. Marth und Doz. Braun in Zusammenarbeit mit internationalen Spezialisten eine einzigartige und wertvolle Datenbank, die als Grundlage dient, für zukünftige Studien die „richtigen“ Fragen zu stellen, um die „bestmöglichen“ Antworten auf drängende Fragen der Krebsforschung zu erhalten. Die Frauenklinik der medizinischen Universität Innsbruck ist ein international attraktiver wissenschaftlicher und klinischer Partner, denn hier ist nicht nur ein anerkanntes Zentrum für die Erforschung von Tumorzellen – die vorhandene Gewebedatenbank hat aktuelle internationale Bestrebungen bereits vor Jahren vorweggenommen und verfügt über zuverlässig dokumentierte Krankheitsverläufe von mehr als 1000 Patientinnen.