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Innsbrucker Neurologe ausgezeichnet

Für seine Habilitation zur Rolle von Antikörpern bei Multipler Sklerose wurde Prof. Thomas Berger von der Universitätsklinik für Neurologie gestern mit dem diesjährigen Otto-Kraupp-Preis ausgezeichnet. Bergers immunologische Arbeiten zielen auf eine verbesserte Diagnostik und eine Individualisierung der Therapie für MS-Patienten. Derzeit leiden in Tirol rund 700 Menschen an dieser neurologischen Erkrankung.

Multiple Sklerose ist eine Krankheit, die in den letzten Jahren verstärkt in den Mittelpunkt der medizinischen Forschung rückt. Ihre Ursachen, die unterschiedlichen Verlaufsformen und vor allem die möglicherweise zahlreichen Subtypen sind Gegenstand intensiver internationaler Forschung. Prof. Thomas Berger und seine Gruppe liefern einen entscheidenden Beitrag zu diesen Arbeiten. Da MS mehr ein Formenkreis als eine einzelne Erkrankung darstellt, ist es notwendig, Patienten besser als bisher zu charakterisieren und ihre individuellen Immunpathogenesen zu identifizieren. Damit ließe sich die Therapie von MS-Patienten wesentlich besser der individuellen Situation anpassen.

Die Suche nach biologischen Markern

Die Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Berger konnte erstmals bestimmte Zielantigene im zentralen Nervensystem nachweisen. Damit wurden spezifische Immunreaktionen als mögliche Krankheitsauslöser eines bestimmten MS-Subtypen belegt. Resultat dieser Forschungen ist unter anderem ein Bluttest, mit dem eine genaue Prognose des Krankheitsverlaufes bei MS-Erstschüben erstellt werden kann. „Mit unserem Antimyelin-Antikörpertest haben wir erstmals bei MS einen verlässlichen biologischen Marker detektiert. Dies hat insbesondere für die individuelle Beratung von Patienten hinsichtlich ihres persönlichen Risikos für die Entwicklung einer klinisch definitiven MS große Bedeutung“, so Prof. Berger. „Andererseits können wir auch Patienten mit einem gutartigen Verlauf identifizieren. Diese prognostische Aussage hat auch Relevanz in der Initiierung einer immunmodulierenden bzw. immunsuppressiven Therapie.“ In weiterer Konsequenz bedeuten Bergers Ergebnisse aber auch, dass der Zeitpunkt des Erstschubes weit mehr als „nur“ die Diagnostik einer wahrscheinlichen MS erfordert. Die zukünftige Herausforderung bei Patienten mit Erstmanifestation einer Multiplen Sklerose liegt neben der möglichst raschen Diagnostik vor allem in der Definition des individuellen immunpathogenetischen Subtyps zu diesem frühestmöglichen Zeitpunkt.

Innsbrucker Erfolge

Prof. Berger wurde 1964 in Wien geboren und hat an der Universität Wien Humanmedizin studiert. Von 1992 bis 1995 war er dort Assistent an der Abteilung für Experimentelle Neuroimmunologie und Neuropathologie und an der klinischen Abteilung für Neurologische Rehabilitation. Seit 1995 arbeitet Thomas Berger an der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck. Hier übernahm er den Aufbau und die Leitung des Neuroimmunologischen Forschungslabors sowie die Leitung der Neuroimmunologischen und Multiple Sklerose Ambulanz sowie der Allgemeinen Neurologischen Ambulanz. Er ist geschäftsführender Oberarzt an der Klinik.

Der Habilitationspreis wird von Aventis Pharma in Zusammenarbeit mit den Medizinischen Universitäten in Innsbruck, Graz und Wien seit 1999 zum Gedenken an Otto Kraupp, Ordinarius für Pharmakologie und Toxikologie sowie langjähriger Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Wien vergeben. Neben Prof. Berger erhielten in diesem Jahr Prof. Richard Moriggl und Prof. Johannes Stöckl aus Wien die Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt 6.000 Euro. Vorstand Prof. Werner Poewe zeigte sich erfreut, dass nach Prof. Stefan Kiechl im Jahr 2001 nun erneut ein Mitarbeiter der Universitätsklinik für Neurologie mit diesem Preis ausgezeichnet wurde. Im Vorjahr war Prof. Lorenz Höltl von der Universitätsklinik für Urologie unter den Preisträgern.