„SIMMan ALS“: High-Tech Simulation im SkillsLab
Seit diesem Wintersemester 2016/17 gibt es im Skills-Lab der MUI ein neues Phantom für die medizinische Lehre, unterstützt durch eine großzügige Spende.
Der „SIMMan ALS“, ein High-Tech-Simulationsphantom soll den Studierenden den Schritt von der medizinischen Theorie zur praktischen Behandlung von PatientInnen erleichtern und sie unter nahezu realen Bedingungen auf medizinische Notfälle vorbereiten. Mit diesem Ganzkörper Phantom können unterschiedliche Krankheitssymptome und Verläufe simuliert werden. Patientenanamnese, Inspektion der Atembewegungen, Palpation des Pulses und die Auskultation von Lunge und Herzgeräuschen können geübt werden. Die Maßnahmen, die am Phantom durchgeführt werden können, reichen vom Legen eines venösen oder intraossären Zuganges, Anschluss einer Infusion, Blutdruckmessen, EKG, Pulsoxymetrie, Intubation, Thoraxdrainage, Koniotomie bis zu den Maßnahmen der Reanimation einschließlich der Defibrillation.
Fallbeispiel: Notfall Managment
Eine Patientin oder ein Patient entwickelt plötzlich Atemnot, kann kaum noch sprechen und das Bewußtsein nimmt immer mehr ab. Was tun? Damit akut vital bedrohliche Zustände und deren Ursachen beim kritisch kranken Patienten rasch erkannt und die richtigen Maßnahmen getroffen werden, ist es wichtig am simulierten Fall zu üben, bevor man sich im klinischen Alltag bewähren muss. Gerade für Studierende der Medizin wird durch das simulierte Training am Phantom die Umsetzung von theoretischem Wissen auf die realen Anforderungen bei Diagnostik, Versorgung und Überwachung von kritisch kranken PatientInnen erleichtert.
Der neue „SIMMan ALS“ ist für das Training von Diagnostik, Versorgung und Überwachung verschiedenster Notfallszenarien geeignet. Eine spezielle Software erlaubt es vorprogrammierte Szenarien so zu steuern, dass interaktiv auf klinische Maßnahmen der Studierenden reagiert werden kann. Kommt es beispielsweise zu einer zunehmenden Verschlechterung des Allgemeinzustandes des oder der PatientIn, wenn in der Hektik der Notfallversorung auf eine wichtige Maßnahme vergessen wird? Eine falsche Wahl der Behandlung oder auch nur die falsche Dosierung eines Medikamentes hat Auswirkungen auf den unmittellbaren Verlauf der Versorgung und zeigt sich je nach Medikamentenwirkung in veränderten Vitalfunktionen. Durch eine lückenlose Aufzeichnung können die Trainingsabläufe am "SIMMan ALS" im Anschluss an die Simulation detailliert nachverfolgt und besprochen werden. Damit können sowohl Einzelleistungen als auch Teamleistungen beurteilt werden.
Praxisnahe Simulation
Da mit dem SIMMan-Lernprogramm das Erreichen der Lernziele besser beurteilt werden kann, ist dieses neue Phantom besonders gut geeignet für Studierende im letzten Studienjahr und im klinisch praktischen Jahr, um Erstdiagnostik und Ersttherapie am kritisch kranken Patienten zu erlernen. Mit der Anschaffung des „SIMMan ALS“ ist ein weiterer Schritt zur qualitativen Verbesserung des simulationsbasierten klinischen Unterrichts gelungen, der bereits mit dem im Praktikum der Pädiatrie eingesetzten „SIM Baby“ begonnen hat.
Vom Erlernen der theoretischen Grundlagen von Diagnostik, Therapie und Überwachung bei lebensbedrohlichen Erkrankungen und Verletzungen bis hin zum eigenständigen Erkennen und Entscheiden bei kritisch kranken PatientInnen ist es für die künftigen ÄrztInnen ein langer Weg. Neben den rein medizinischen Anforderungen müssen zusätzlich auch die Umstände richtig eingeschätzt und die weitere Hilfe und Versorgung organisiert werden. Die Fähigkeit im Team zu arbeiten und ein Team zu leiten, Delegieren von Aufgaben, Kommunikation einschließlich der Voranmeldung und Übergabe von PatientInnen können trainiert werden. Innerklinische Notfälle werden nach krankenhausspezifischen Vorgaben organisiert und unterscheiden sich im Ablauf von der Versorgung prähospitaler Notfälle. Auch diese Fähigkeiten können durch die Trainingseinheiten am "SIMMan ALS" trainiert, beobachtet und verbessert werden.
(Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Wolfgang Lederer, Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin; Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ .Wolfgang Prodinger, Skillslab der MUI sowie Sektion Hygiene und medizinische Mikrobiologie, A. Schönherr)