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Wolfgang Wesiack

Trauer um Pionier der Medizinischen Psychologie und Psychotherapie

Mit großer Anteilnahme trauert die Medizinische Universität Innsbruck um em. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Wesiack. Als erster Ordinarius für Medizinische Psychologie und Psychotherapie in Innsbruck hat er die gleichnamige Universitätsklinik mit aufgebaut und trug maßgeblich zur Etablierung und Entfaltung des Faches bei. Sein Wirken reichte vom österreichweit ersten Ausbildungscurriculum in Psychosomatischer Medizin bis hin zur Entwicklung einer ärztlichen Psychotherapieausbildung.

„Wir trauern zutiefst um einen hochverdienten Kollegen, der es mit großem Engagement verstand, der Psychologie in der Medizin, wie auch umgekehrt, jene Bedeutung zu verleihen, die ihr zurecht gebührt“, so Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs im Gedenken an den zeitlebens weithin geschätzten Mediziner und Psychotherapeuten. Zehn Jahre – von seiner Berufung auf die 1984 in Innsbruck neugeschaffene Professur für Medizinische Psychologie und Psychotherapie bis zu seiner Emeritierung 1994 an der gleichnamigen Universitätsklinik – verlieh em. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Wesiack seiner Fachrichtung wachsende Wertschätzung und somit auch seiner Wirkungsstätte eine weit über die Grenzen Österreichs hinaus reichende Reputation.

Pionierarbeit aus großer Tradition

1924 geboren, studierte Wolfgang Wesiack Medizin in Berlin, Freiburg, Prag sowie Erlangen und spezialisierte sich als Facharzt für Innere Medizin. Nach seiner Ausbildung als Psychoanalytiker an der „Stuttgarter Akademie für Tiefenpsychologie und analytische Psychotherapie“ ließ er sich 1960 als Internist und Psychotherapeut in der schwäbischen Stadt Aalen nieder. Schon früh lernte er den berühmten Psychoanalytiker Michael Balint kennen, der als Pionier der psychosomatischen Medizin gilt und auf den die Balint-Gruppen zurückgehen: Arbeitsgruppen von MedizinerInnen unter Leitung eines Psychotherapeuten, deren Ziel u. a. ein bessere Gestaltung der Arzt-PatientIn-Beziehung ist. Prägend war für Wesiack auch die Zusammenarbeit mit Thure von Uexküll, der zu den Begründern der Psychosomatik gezählt wird. Bei diesem habilitierte sich Wolfgang Wesiack 1972 zum Thema “Psychosomatik in der praktischen Medizin“ an der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Hochschule Ulm, wo er 1978 eine außerplanmäßige Professur erhielt. Nicht zuletzt die zahlreichen gemeinsamen Publikationen, darunter das Standardlehrbuch „Psychosomatische Medizin“ zeugen von der hohen fachlichen Kompetenz, die Wesiack schon vor seinem Wechsel nach Innsbruck vorzuweisen hatte. Wie seine „Lehrmeister“ leistete er in theoretischer und praktischer Hinsicht  Pionierarbeit im Bereich der Psychosomatischen Medizin.

Etablierung und Entfaltung eines Fachs

1984 wurde Wolfgang Wesiack auf das neu eingerichtete, noch der Psychiatrie zugeordnete Ordinariat für Medizinische Psychologie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Univ. Innsbruck berufen. 1987 erfolgte die Gründung des gleichnamigen Instituts, das – seiner wachsenden Bedeutung und verstärkten klinischen Präsenz Rechnung tragend – 1990 in eine Universitätsklinik umgewandelt wurde. Während seiner zehnjährigen Tätigkeit in Innsbruck gelang es Prof. Wesiack und seinem Team, das Fach bestens zu etablieren. Bereits 1985 wurden die Psychotherapeutische Ambulanz eröffnet und Balint-Gruppen für StudentInnen und AssistentInnen eingerichtet. 1986 starteten die psychotherapeutischen Liaisondienste zur psychotherapeutischen Mitbehandlung von PatientInnen anderer Kliniken am Universitätsklinikum die schrittweise ausgeweitet wurden. Im selben Jahr wurden, erstmals in Österreich, viersemestrige Fortbildungskurse in Psychosomatischer Medizin für ÄrztInnen aller Fachrichtungen ins Leben gerufen, die zum Modell für die einige Jahre später etablierten Diplomlehrgänge der Österreichischen Ärztekammer für Psychosoziale Medizin (PSY I), Psychosomatische Medizin (PSY II) und Psychotherapeutische Medizin (PSY III) werden sollten. An deren praktischer Umsetzung war Prof. Wesiack noch lange Jahre nach seiner Emeritierung beteiligt, die 1994 erfolgte. 

Zum reichen Erbe, das Prof. Wesiack bei der Emeritierung hinterließ, gehörte der ausgezeichnete Unterricht der StudentInnen auf seinem Fachgebiet und ebensolche Weiterbildung der MedizinerInnen sowie des Pflegepersonals wie auch die Einrichtung von Arbeitsgruppen, sei es in geschlechtsspezifischer oder interdisziplinärer Psychosomatik. In seiner Auffassung, dass insbesondere Ärztinnen und Ärzte mit psychosomatischer Ausrichtung dem ganzheitlichen Menschen bestmöglich gerecht werden, spiegelte sich sein eigener Werdegang wider.

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