Präziser als die menschliche Hand
Der Operationsroboter daVinci wurde an der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie in den letzten drei Jahren bei über 100 Eingriffen erfolgreich eingesetzt. Das Robotersystem erlaubt multidimensionale Bewegungen von endoskopischen Instrumenten im Brustkorb und ermöglicht damit komplexe Operationen am Herzen ohne Eröffnung des Thorax.
Das Team für robotergestützte endoskopische Herzchirurgie an der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie um Prof. Johannes Bonatti nimmt international eine Vorreiterrolle ein. Seit Einführung des Robotersystems im Juni 2001 wurden 107 Eingriffe am Herzen mit dem Gerät durchgeführt. Schrittweise konnten verschiedene Operationen implementiert und entwickelt werden, die zum Teil erstmals in Österreich zum Einsatz kamen. Die erste thorakoskopische Arteria mammaria interna Präparation fand im Juni 2001 statt, die erste total endoskopische koronare Bypassoperation am kardioplegierten Herzen (AH-TECAB) im Oktober des gleichen Jahres. Im März 2003 wurde erstmals ein total endoskopischer Vorhofseptumdefekt-Verschluss operiert. Bei zwei Fällen von simultaner TECAB-Operation und Koronarstent-Implantation in einer Sitzung im Mai und Oktober 2004 handelt es sich um die ersten Operationen dieser Art weltweit, erläutert Prof. Bonatti.
Deutliche Verbesserung für Patienten
Anders als bei der herkömmlichen Endoskopie kann der OP-Roboter wie eine menschliche Hand arbeiten. Zwei miniaturisierte Instrumentenarme werden über kleine Portinzisionen in die Brusthöhle eingeführt und ermöglichen extrem präzises und ruhiges Arbeiten. Unerwünschte Bewegungen, wie Zittern, werden elektronisch gefiltert. Der Operateur sitzt an einer Konsole und dirigiert wenige Meter vom Patienten entfernt das Operationsgeschehen, wobei er die Kamera, die ein dreidimensionales realistisches Bild aus dem Inneren des Körpers liefert, mit den Füßen steuert. Über Bildschirme verfolgt das gesamte Operationsteam das Geschehen im Körper mit. Das Haupteinsatzgebiet dieses Roboters ist die Herzchirurgie, in der bisher das Brustbein durchsägt und die Rippen aufgedehnt werden mussten. Mit dem OP-Roboter sind dagegen nur drei rund ein Zentimeter kleine Einschnitte für das Einführen der Instrumente und der 3-D Kamera erforderlich. Die postoperativen Schmerzen der Patienten werden dadurch reduziert, der postoperative Blutverlust ist geringer, eine schnellere Wundheilung ermöglicht eine raschere Wiederkehr ins Alltagsleben.
Positive Bilanz
Die Innsbrucker Operationsteams können eine äußerst positive Bilanz ziehen. Die perioperative Mortalität ist trotz Einführung von technisch äußerst schwierigen Operationen gleich null und die Spitalsaufenthaltsdauer konnte deutlich reduziert werden. Alle koronarchirurgischen Patienten waren sechs Monate nach der Operation frei von Angina pectoris. Die TECAB-Operation führt zu Verbesserung der Lebensqualität in der frühen Rehabilitationsphase, die Bypassoffenheitsrate nach robotergestützten Anastomosen beträgt nach drei Monaten nahe 100 Prozent. Alle totalendoskopischen ASD-Verschlüsse sind frei von Restdefekten, die totalendoskopisch angelegten LV-Elektroden bei biventrikulären Schrittmachern funktionieren einwandfrei.
Die Arbeitsgruppe hat sich auch am Zulassungstrial der FDA für die AH-TECAB-Operation beteiligt und für diese Studie die meisten Fälle beigetragen. Herzchirurgen aus Deutschland, Italien und Österreich haben in letzter Zeit Innsbrucker Roboteroperationen beigewohnt, und im April dieses Jahres fand am Florence Nightingale Hospital in Istanbul unter Mitwirkung des Innsbrucker Roboterteams die erste AH-TECAB-Operation in der Türkei statt.