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Wissenschaftler als Popstars?

Der Wissenschaftsjournalismus hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Die Distanziertheit vieler Forscher gegenüber den Medien ist heute einer Offenheit für das Interesse an der eigenen Arbeit gewichen. Dabei bleiben Bedenken über zunehmende Trivialisierung und „Sciencetainment“ aber ständige Begleiter. Wie entwickelt sich die Wissenschaftsberichterstattung in Zukunft?

Knapp 92 Prozent der Mediennutzer sprechen sich für mehr Wissenschaftsberichterstattung in Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen aus. Zu diesem doch etwas überraschenden Ergebnis kommt eine Studie, die an der Fachhochschule Joanneum durchgeführt wurde. Ein Großteil der Befragten zeigt sich auch durchaus zufrieden mit der Berichterstattung in den von ihnen benutzen Medien: Fachmagazine (1.75) und das Internet (2.40) schnitten in der Bewertung nach Schulnoten am besten ab, gefolgt von den Tageszeitungen (3.15), Radio (3.19) und Fernsehen (3.21). Die Medienkonsumenten erwarten sich von den Berichten vor allem Verständlichkeit, Hindergrundinformation, thematische Tiefe und Nachrichtengehalt. Wenig wert wird auf den Sensationsgehalt gelegt. Interessant ist auch die Motivation, mit der Beiträge über wissenschaftliche Frage konsumiert werden: Interesse und Neugier steht hier im Vordergrund, gefolgt von Weiterbildung, Lebenskultur und beruflicher Notwendigkeit.

Journalisten und Leser

Auch die Wissenschaftsjournalisten selbst prognostizieren der Berichterstattung über die Wissenschaft wachsende Bedeutung. Uneinigkeit herrscht eher darüber, wo und wie die Beiträge in Zukunft präsentiert werden. Während rund die Hälfte der in der Studie befragten Journalisten glaubt, dass in eigenen Formaten über die Wissenschaft berichtet wird, sieht die andere Hälfte die Wissenschaft eher in Infoblöcken und als Hintergrundinformation enden. Interessant ist das Verhältnis zwischen Redakteuren und Rezipienten: Hier gibt es kaum Informationsaustausch, und wie Details der Studie zeigen, klaffen die Wünsche und Vorstellungen zwischen Produzenten und Konsumenten zum Teil weit auseinander, so etwa bei der Themenauswahl.

Wissenschaftler und Journalisten

Das Verhältnis zwischen Wissenschaftlern und Journalisten wiederum müsse vor allem durch Vertrauen gekennzeichnet sein, erklärt der Leiter der APA-Wissenschaftsredaktion, Christian Müller. Da die Informationsflut auch vor dem Wissenschaftsjournalismus nicht halt mache, finde die Auswahl auch heute noch nach einem altbewährten Rezept statt: Nähe, Nutzen, Neuigkeit. Die Nähe ergibt sich für Müller aus dem Österreich-Bezug, den wissenschaftliche Geschichten haben. Auch ein Nutzen muss für den Konsumenten gegeben sein, was vor allem für die Medizin ein großer Startvorteil sei. Deutsche Studien zeigen, dass die Medizin mit 30 Prozent aller Meldungen deutlicher Spitzenreiter bei der Wissenschaftsberichterstattung ist. Die Neuigkeit einer Geschichte ist meist nur eine konstruierte, findet Wissenschaft doch meist als kontinuierlicher Prozess statt. Hier sind es vor allem Publikationen oder Kontakte zu den Medien, die Aktualität generieren. Auch der Aha-Effekt wird immer mehr zum Aufhänger für Wissenschaftsmeldungen. Dabei rutscht die Berichterstattung aber gerne ins „Sciencetainment“ ab, wenn in solchen Fällen vor allem die Kuriosität angesprochen wird.

Zwischen Unverständlichkeit und Unseriosität

All diesen Fragen geht ein unlängst erschienener Sammelband nach, der von Christian Müller herausgegeben wurde. Müller liefert auch gleich das Erfolgsrezept für erfolgreiche Wissenschaftskommunikation mit: „Mit jeder Meldung auf dem schmalen Grat zu bestehen, auf dessen einer Seite das Abgleiten in die Unverständlichkeit lauert, und auf dessen anderer Seite der Abgrund der Unseriosität gähnt.“